
Häufige Fragen zur psychologischen / psychosozialen Beratung und Coaching
Was ist psychologische und psychosoziale Beratung?
Psychosoziale Beratung oder psychologische Beratung, im Englischen Counselling, unterscheidet sich von der Psychotherapie in ihrem Auftrag und der Perspektive auf eine Fragestellung bzw. ein Problem. Während Psychotherapie oder Psychiatrie als Ziel eher die Behandlung und Heilung von einer psychopathologischen Erkrankung oder Störung hat, fokussiert die psychosoziale oder psychologische Beratung den breiteren Lebenszusammenhang und die persönliche Entwicklung von Menschen in verschiedensten Lebenssituationen und Belastungssituationen. Psychosoziale Beratung ist auch präventiv orientiert.
Häufig geht es auch um das Verhältnis einer Person zu ihrer Umwelt, ihren Ressourcen, anderen Menschen und das Eingebundensein in soziale Systeme. Deshalb auch psycho-soziale Beratung. Eine psychologische Beratung kann auch aufgesucht werden, wenn ein Wunsch nach persönlicher Weiterentwicklung oder Neuorientierung besteht. Die Begriffe sind sehr ähnlich und schwer abzugrenzen, wobei sich in den letzten Jahren immer mehr auch Wissenschaftler mit den Begriffen auseinandersetzen.
Wie viele Sitzungen brauche ich, um mein Problem zu lösen?
Diese Frage wird mir immer wieder gestellt. Es ist wichtig, dass Sie abschätzen können, wie eine professionelle psychosoziale Beratung in etwa vom Umfang her aussieht. Grundsätzlich ist dies sehr individuell und ich verschreibe niemandem eine bestimmte Anzahl an Sitzungen.
Manche Menschen, die mit einem ganz konkreten Thema oder eine spezifischen Fragestellung zu mir kommen, nehmen die Sitzungen wöchentlich über etwa zwei Monate in Anspruch. So bearbeiten sie in etwa acht Sitzungen ihr konkretes Thema. Zum Beispiel möchten sie Techniken zur Stressreduktion oder Entspannung lernen und schauen, wie sie diese in ihrem Alltag integrieren können.
Jemand anderes kommt zu mir, weil ein breiteres Thema wie Selbstbewusstsein oder Selbstwert angeschaut werden soll. Weil sie Zeit zur Reflexion zwischen den Sitzungen benötigen, treffen wir uns dann alle zwei bis drei Wochen. Wir setzen uns mit dem Thema auseinander, schauen beispielsweise auch ihre Geschichte und konkrete Situationen im Alltag an, welche mit dem Selbstwert (oder einem anderen persönlichen Thema) zu tun haben. Sie bekommen vielleicht eine Übung von mir, die sie zwischen den Sitzungen anwenden können und wir besprechen dann, welche Auswirkungen es auf Sie hat. Im Gespräch gehen wir etwas tiefer und schauen und verschiedene Dimensionen an, die das Thema hat. Eine solche Begleitung könnte auch drei bis vier Monate oder länger dauern.
Einige meiner Klienten:innen kommen auch über einen längeren Zeitraum zu mir, dafür vielleicht eher einmal monatlich. Sie möchten Themen aus ihrem Alltag mit einer neutralen Person besprechen, reflektieren und Impulse setzen, die sie dann wieder in ihr Alltagsleben mitnehmen.
Wie man erkennen kann, ist jede Situation sehr individuell. Wie lange eine Beratung insgesamt dauert, hängt vom Thema und von den Entwicklungsschritten ab, die Sie machen. Wichtig ist, dass Sie sich Zeit geben, denn Entwicklungsprozesse geschehen nicht im Schnelldurchlauf. Es braucht Zeit, dass Sie sich mit einem Thema auseinandersetzen und Veränderungen bewirken können.
Es braucht auch Zeit, damit Sie die Themen, die wir vertieft besprechen, auf sich wirken lassen können und Erkenntnisse sich setzen können. In der ersten Sitzung können wir besprechen, welche Erwartungen Sie haben und was ihre Ziele sind und wie ich Sie auf dem Weg dahin unterstützen kann.
Welche Ausbildung haben psychologische und psychosoziale Berater:innen?
Psychologische Beratung und psychosoziale Beratung ist ein Fachgebiet das eng an andere Disziplinen im psychologischen und sozialen Bereich angrenzt. Fachpersonen mit anerkannten Titeln sind sehr gut und über lange Zeit ausgebildet. Die Grenzen zur Psychotherapie sind fliessend, weil beide Fachgebiete sich oft auf ähnliches Grundlagenwissen und Methoden stützen.
Psychologische und psychosoziale Beratung werden von Fachpersonen angeboten, welche einen sozialwissenschaftlichen, psychologischen oder medizinischen Hintergrund und eine intensive, mehrjährige Zusatzausbildung in einer therapeutischen Richtung bzw. Beratung haben. Beim Setting und der Technik gibt es kaum Unterschiede, da bei beiden Prozessen Gedanken, Emotionen, Gefühle und die persönliche Auseinandersetzung in den Blick genommen werden und meist das Gespräch zwischen Berater:in und Klient:in als Basis dient.
Viele Institute bieten parallel Ausbildungen in Beratung sowie in Psychotherapie an. Das bedeutet nicht, dass psychosoziale Beratung nicht auch im Kontext von psychischer Erkrankung sinnvoll sein kann, aber sie hat dann nicht das Ziel einer Heilbehandlung im medizinischen Sinne.
In der Schweiz gibt es für die psychosoziale Beratung einen eigenen Berufsverband, welcher sich unter anderem auch für die seriöse Ausbildung und Qualifikation von Beratungspersonen einsetzt und auch hohe Standards für die Ausbildungen setzt, welche Voraussetzung für die Mitgliedschaft und den Fachtitel sind. Fachpersonen mit einer anerkannten Ausbildung sind dort Mitglied. Es ist auch möglich, eine höhere Fachprüfung zu absolvieren und die Berufsbezeichnung “eidg. dipl. Berater/in im psychosozialen Bereich” zu führen. Mehr Informationen dazu finden Sie auf der Website der schweizerischen Gesellschaft für Beratung / Swiss association for counselling SGfB.
Was ist Psychotherapie?
Psychotherapie beschäftigt sich mit der Behandlung psychischer Störungen bzw. psychischer Erkrankungen. Es gibt verschiedenste Richtungen der Psychotherapie, welche bei verschiedenen Erkrankungen zum Einsatz kommen können. In der Schweiz führen die psychologische Psychotherapie ausschliesslich Psychologen mit einer psychotherapeutischen Weiterbildung oder Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie durch. Es geht meistens um die Veränderung der innerpsychischen Vorgänge einer Person, wie dies bspw. bei einer Schizophrenie oder Persönlichkeitsstörung der Fall ist.
Was ist eine psychische Störung oder psychische Erkrankung?
Psychische Erkrankungen und Störungen stellen eine einschneidende und deutliche Einschränkung einer Person dar, welche sich im Verhalten, in den Gefühlen, den Gedanken und den Beziehungen zu anderen Menschen zeigt. Oft ist es für Betroffene nur noch schwer möglich, einen gelingenden Alltag zu bewältigen. Es können auch Veränderungen auf neurologischer und hormonaler Ebene, also körperliche Anzeichen, vorliegen.
Schwere Verläufe zeigen bspw. Psychosen, bei der Menschen in ihrer Wahrnehmung beeinträchtigt sind und unter anderem Stimmen hören, visuelle Halluzinationen haben und insgesamt den Realitätsbezug nicht mehr herstellen können. Als Fachperson bin ich geschult, eine solche Situation zu erkennen und ich vernetze mich bei Bedarf mit weiteren Spezialisten. Ich arbeite auch gerne mit Fachpersonen zusammen, wenn Sie sich bspw. in psychiatrischer Behandlung befinden, aber trotzdem mein Angebot in Anspruch nehmen möchten. Eine Diagnose stelle ich nicht, da dies nicht meinem Gebiet und Auftrag entspricht. Dafür wenden Sie sich an eine spezialisierte Fachperson aus dem psychologischen bzw. psychiatrischen Bereich.
Wie läuft eine psychologische Beratung ab?
Im Zentrum der psychologischen Beratung steht natürlich das Gespräch. Der Klient oder die Klientin erzählen von ihrem Anliegen, welches Sie in die Praxis bringt. Im Austausch mit dem Berater wird besprochen, welche Unterstützung und Begleitung angemessen ist, um das Problem oder die Frage zu bearbeiten. Während einer Beratungssitzung geht es meistens darum zu erforschen, wie die Klienten/innen innere Ressourcen aktivieren können.
Häufig geht es auch darum, neue Sichtweisen zu entwickeln und Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Dabei werden neben dem Gespräch häufig auch andere Hilfsmittel benutzt, um ein Thema besser greifbar zu machen. Es kann sein, dass mal etwas in Stichworten aufgeschrieben und ausgelegt wird. Es kann auch sein, dass ein Gefühl oder eine Emotion vertiefter angeschaut wird, wenn es im Zusammenhang mit dem Thema auftaucht. Zum Beispiel wenn bei Stress eine innere Anspannung wahrgenommen wird.
Wer bezahlt eine psychologische oder psychosoziale Beratung?
In der Regel bezahlen Klienten:Innen eine psychologische oder psychosoziale Beratung selber. Weil es nicht um die Behandlung einer medizinisch bzw. psychopathologisch diagnostizierten Störung oder Erkrankung geht, kann meistens nicht über die Krankenkassen abgerechnet werden. Der Vorteil ist, dass Sie keine Diagnose benötigen und somit auch kein Eintrag in ihrem Dossier vorhanden ist. Es gibt aber Fachpersonen, die neben Beratung auch noch andere therapeutische Methoden anbieten, welche über die Zusatzversicherung abgerechnet werden können.
Wieviel kostet psychologische Beratung?
Psychologische Beratung wird meistens wie bei anderen Fachpersonen auch, per Stundensatz abgerechnet. Die Preise sind verschieden und richten sich nach unterschiedlichen Faktoren. Der Stundensatz bei mir liegt bei 140Fr. für eine 60min. Sitzung. Beim Erstgespräch verrechne ich 95.-/h. Damit ich eine qualitativ hohe Beratung anbieten kann, brauche ich einerseits Fachwissen und stetige Weiterbildung meiner Kompetenzen im psychologischen und psychosozialen Bereich, andererseits brauche ich eine angemessene Räumlichkeit, Hilfsmittel und auch Vor- wie Nachbereitungszeit für jede Sitzung. Informieren Sie sich bei der jeweiligen Fachperson zu den Konditionen. Bei mir kriegen Sie in der Regel nach jeder Sitzung eine Rechnung zugeschickt. Auf Wunsch erhalten Sie die Rechnung auch direkt nach der Sitzung ausgehändigt. Sie können per Überweisung oder TWINT bezahlen. Ratenzahlungen sind ebenfalls möglich.
Bekomme ich in einer psychologischen Beratung eine Diagnose?
Eine Diagnose nach dem internationalen Klassifikationssystem für Erkrankungen und Störungen werden im Rahmen einer psychologischen oder psychosozialen Beratung nicht gestellt. Ich betrachte Menschen in ihrem gesamten Lebenszusammenhang und erstelle im Erstgespräch eine persönliche Analyse der Situation bzw. Geschichte, des Problems oder Anliegens und der Ressourcen. Manchmal kommen meine Klienten:Innen schon mit einem konkreten Auftrag oder einer Fragestellung ins Erstgespräch und manchmal erarbeiten wir gemeinsam im Gespräch, wie ich Sie unterstützen kann. Ich bin darin geschult zu erkennen, wenn jemand eine weitere Behandlung bspw. durch eine psychiatrische oder andere medizinische Fachperson braucht und verweise bei bedarf weiter bzw. helfe auch dabei, eine passende Begleitung zu finden.
Was ist körperzentrierte psychologische Beratung?
Die Körperzentrierte Psychologische Beratung (IKP) ist ein integrativer Ansatz, der Körperwahrnehmung, emotionale Prozesse und geistige Zustände miteinander verbindet. Der Ansatz basiert unter anderem auf der Gestalttherapie bzw. stellt eine Weiterentwicklung dar. Sie basiert auf der Annahme, dass körperliche und seelische Erfahrungen untrennbar miteinander verbunden sind und sich gegenseitig beeinflussen. In der IKP geht es darum, den Körper als wertvolle Ressource im therapeutischen Prozess zu nutzen, um emotionale Blockaden und ungelöste Themen zu bearbeiten.
Wesentliche Merkmale der körperzentrierten psychologischen Beratung IKP:
Körperbewusstsein und -wahrnehmung: Der Klient wird ermutigt, auf seine körperlichen Empfindungen zu achten, da diese oft ein Spiegelbild innerer Konflikte und Emotionen sind. Durch die Wahrnehmung von Körperreaktionen wie Verspannungen, Atemmustern oder körperlichen Blockaden können tiefere emotionale und psychische Themen aufgedeckt werden.
Integration von Körper und Psyche: In der IKP wird davon ausgegangen, dass körperliche und seelische Prozesse miteinander in Wechselwirkung stehen. So wird nicht nur über Gefühle gesprochen, sondern auch der Körper als Mittel zur Veränderung genutzt. Der Therapeut kann Techniken einsetzen, die den Körper einbeziehen, etwa Atemübungen, Bewegung oder Berührung.
Emotionale und körperliche Blockaden lösen: Durch gezielte Interventionen wird dem Klienten geholfen, körperliche Blockaden zu erkennen und zu lösen, die mit belastenden Emotionen oder unverarbeiteten Erfahrungen in Verbindung stehen. Dies kann zu einer tiefen emotionalen Befreiung und Heilung führen.
Achtsamkeit und Präsenz: Der Klient wird dazu angeleitet, im „Hier und Jetzt“ zu bleiben, um die Verbindung zu sich selbst zu stärken. Achtsamkeit für den Körper und seine Signale hilft dabei, alte, nicht hilfreiche Muster zu erkennen und neue, gesündere Verhaltensweisen zu entwickeln.
Veränderung durch Erleben: Die IKP setzt auf die Erfahrung und das Erleben von Gefühlen und Körperempfindungen, anstatt nur auf das Nachdenken oder Reden über Probleme. Diese Erlebnisse können oft schneller zu tiefgreifenden Veränderungen führen.
Kurz gesagt, die psychologische Beratung IKP hilft dabei, das Zusammenspiel von Körper, Geist und Emotionen zu verstehen und zu nutzen, um eine ganzheitliche Heilung und Veränderung zu fördern. Sie ist besonders hilfreich bei der Bewältigung von Stress, Traumata, Ängsten und körperlichen Beschwerden, die mit emotionalen oder psychischen Themen verbunden sind.
Wie finde ich psychologische Hilfe?
In der Regel finden Sie psychologische Hilfe oder Begleitung über eine einfache Suche im Internet. Sie können sich aber auch an eine Beratungsstelle wenden, welche breiter vernetzt ist. Dazu gehören bspw. eine Opferberatungsstelle, Sozialberatungen, Hausärzte, Therapeuten verschiedener Richtungen oder aber auch direkt bei einem psychiatrischen Ambulatorium oder einer psychiatrischen Klinik.
Im Notfall zögern Sie bitte nicht und wenden sich an den örtlichen Notfalldienst oder wählen Sie eine Notfallnummer:
112 internationaler Notruf
144 Ambulanz
143 Dargebotene Hand
117 Polizei